Mit der Aktion „Lebensraum Kirchturm“ setzt sich der NABU für die Sicherung von Nistplätzen bedrohter Arten ein. Denn Kirchtürme sind optimale Orte, um Brutstätten für Turmfalken, Fledermäuse, Schleiereulen, Dohlen und andere Arten einzurichten. Kirchen, die sich besonders für den Artenschutz einsetzen, können mit einer Urkunde ausgezeichnet werden.
Wenn Sie eine Kirche Ihrer Gemeinde im Main-Kinzig-Kreis zum Lebensraum für Dohlen, Turmfalken oder Fledermäusen machen möchten, wenden Sie sich
bitte an unsere Ansprechpartner:
Franz Josef Jobst Telefon: 06663 153 7040
Thomas Mathias Mobil: 0175 725 8273
Weitere Informationen zur NABU-Aktion "Lebensraum Kirchturm" finden Sie unter
www.lebensraum-kirchturm.de
Seit über 40 Jahren befindet sich im Glockenturm der katholischen Pfarrkirche Mariae Geburt ein großer Nistkasten für Vögel. Er war in all den Jahren ein beliebtes Domizil für zahlreiche Turmfalken und wurde fast jedes Jahr von ebensolchen bewohnt. Aber auch Eulen nutzten den Kasten schon als Unterschlupf.
Nun war die Zeit gekommen, über einen Austausch des Vogelkastens nachzudenken.
Als Peter Nickel vom Förderkreis Laurentia und Wolfgang Stock vom NABU Biebergemünd-Flörsbachtal vor zwei Jahren neue Nistmöglichkeiten für die gefiederten Turmbewohner in der Laurentiuskirche herrichteten, nahm Küster und Vorstandsmitglied des Verwaltungsrates Niklas Grob das Ganze zum Anlass, den Nistkasten in der katholischen Kirche einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei fiel ihm auf, dass die Spanplatten, aus welchen der Kasten zusammengebaut war, mittlerweile ziemlich kaputt waren. Er meldete sich daraufhin beim NABU Biebergemünd-Flörsbachtal und berichtete dem stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Wolfgang Stock von dem schlechten Zustand des Nistkastens. Wolfgang Stock ergriff gleich die Initiative und überredete seinen Freund Peter Nickel dazu, nach dem Projekt in der Laurentiuskirche auch noch einen neuen Vogelkasten für die katholische Kirche zu bauen.
Die Akteure trafen sich daraufhin vor Ort und schnell stellten sie fest, dass das Ganze kein leichtes Unterfangen werden würde. Es stellte sich die Frage, wie solle man überhaupt an den Kasten herankommen? Von der schmalen Treppe aus, die zur Glockenstube hinaufführt, war der Vogelkasten auf jeden Fall nicht zu erreichen und auch mit Leitern wäre das ganze ein lebensgefährliches Unterfangen geworden. Also entschied man sich dafür, ein Gerüst im Treppenhaus des Kirchturmes aufstellen zu lassen. Vom Verwaltungsrat gaben es grünes Licht für das Projekt und so konnten die Vogelfreunde vor wenigen Wochen mit den Arbeiten beginnen. Nachdem der Gerüstbauer eine Plattform in luftiger Höhe eingerichtet hatte, begannen Stock und Grob, den alten Kasten abzubauen. Eine echte Knochenarbeit! In den gut 40 Jahren, welche der Vogelkasten nun dort hing, sammelten sich über 100 kg Kot im Inneren an, welche wir Eimer für Eimer am Gerüst herunterließen und in große Säcke füllten. Erst nachdem auch die letzten Hinterlassenschaften beseitigt waren, nahmen sie den Kasten auseinander. Gemeinsam mit Burkhard Fengel wurden die Säcke mit dem Kot und die Holzreste des alten Vogeldomizils beim Bauhof in Biebergemünd entsorgt. Zur gleichen Zeit baute Peter Nickel zu Hause in seiner Werkstatt mit Hilfe von Wolfgang Stock die Einzelteile für den neuen Nistkasten. Hierzu kam alles an Holz zur Verwendung, was sich auftreiben lies. So bildet beispielsweise eine alte Ruck-Zuck-Treppe von Wolfgang Stock den Deckel des neuen Kastens. Ebensfalls "ruck-zuck" war der neue Vogelkasten innerhalb eines halben Samstags an seinem neuen alten Platz hoch oben im Glockenturm von Mariae Geburt angebracht.
In einer kleinen Feierstunde wurde die katholische Kirchengemeinde Bieber nun offiziell für ihr Engagement im Natur- und Artenschutz ausgezeichnet. Wolfgang Stock vom NABU dankte Niklas Grob und seinem Team um Burkhard Fengel und Kevin Hillenbrand und überreichte eine Plakette samt Urkunde der Aktion "Lebensraum Kirchturm". "Viele Vogelarten leiden darunter, dass Brutmöglichkeiten in den Siedlungen zunehmend verloren gehen. Bei Kirchturmsanierungen werden nicht selten Einfluglöcher oder Brutnischen verschlossen oder Gitter zur Abwehr von Tauben angebracht. Umso mehr freuen wir uns, dass die Pfarrkirche Mariae Geburt auch weiterhin eine hervorragende Nistmöglichkeit für Turmfalken und Eulen bietet", betonte Stock.
"Besonderer Dank gilt auch Peter Nickel, der den Kasten in ehrenamtlicher Arbeit für uns gebaut hat", freute sich Niklas Grob.
Eine ungewöhnliche Auszeichnung erfuhr kürzlich die ev. Kirche in Kressenbach. Die
NABU-Regionalgruppe Steinau, vertreten durch den Vorsitzenden Franz-Josef Jobst und den für den Schleiereulenschutz Verantwortlichen Elmar Ellenbrand, ehrte mit der bundesweit zu vergebenden
Auszeichnung "Lebensraum Kirchturm" die Kirchenverantwortlichen für deren Einsatz im Artenschutz. Die Kressenbacher Kirche beherbergt seit Jahren besondere Nistkästen für Schleiereulen und
Turmfalken. Diese Vögel sind unbedingt auf künstliche Nisthilfen angewiesen.
Auch Fledermäuse und Mauersegler sind gern gesehene Gäste von Pfarrer Heider und Küster Heinz
Leipold.
NABU-Vorsitzender Franz-Josef Jobst lobte das Engagement des zuständigen Pfarrers Markus Heider,
welcher auch Umweltbeauftragter des Kirchenkreises Schlüchtern ist. Dieser setzt sich seit Jahren aktiv für den Artenschutz in Kirchen ein.
Elmar Ellenbrand, der für den NABU Steinau federführend die Schutzmassnahmen für Schleiereulen und
Turmfalken koordiniert, betonte die sehr gute Zusammenarbeit mit Küster Heinz Leipold.
Herr Leipold ist selbst aktiver Vogelschützer rund um Kressenbach, wo er ca. 60 Nistkästen für
Höhlenbrüter betreut.
Gemeinsam wurde vereinbart, weitere Schutzmaßnahmen für Fledermäuse und Mauersegler in und an der
Kressenbacher Kirche durchzuführen.